Die Stadt der träumenden Bücher

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Stadt der träumenden Bücher' von Walter Moers
4.35
4.4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Stadt der träumenden Bücher"

Moers, Walter: Die Stadt der träumenden Bücher. Ein Roman aus Zamonien von Hildegunst von Mythenmetz. Aus dem Zamonischen übertragen und illustriert von Walter Moers. Ungekürzte Taschenbuchausgabe. München, Piper 2008. 8°. 475 Seiten. Mit vielen schw.- weiß Illustrationen. Kartoniert mit farbiger Einbandzeichnung. Sehr gut erhalten. (= Serie Piper 4688 =).

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:480
Verlag: Piper
EAN:9783492246880

Rezensionen zu "Die Stadt der träumenden Bücher"

  1. Moers zeigt, dass es auch anders geht

    Den meisten dürfte Walter Moers in erster Linie durch seine Comics bekannt sein. Adolf und sein Bunker, kleine Arschlöcher, alte Säcke und so weiter. Er versuchte sein Glück jedoch auch als Autor, beziehungsweise in diesem Fall als Übersetzer eines Buches aus dem Zamonischen. Man merkt schon, man bekommt es mit Fantasy zu tun, die das Genre eher mit einem Augenzwinkern als einem bierernsten und blutigen Auge betrachtet.

    Mit “Die Stadt der Träumenden Bücher” zeigt Walter Moers dann auch direkt vom Start weg, dass er Ahnung vom Schreiben hat. Erwartet man zu Beginn noch einen Roman in der Machart eines Terry Pratchett (und fühlt sich zu Beginn, besonders hinsichtlich der regelmäßigen Verwendung von Fußnoten auch tatsächlich noch an eben jenen erinnert), bringt Moers sein Buch schnell in eine etwas andere Spur. Sicherlich, humorvoll geht es hier und da schon zu, jedoch nicht in dem inflationären Maß Pratchetts. Vielmehr wandert der Autor auf einem Grat irgendwo zwischen ernsthafter und humoriger Schreibweise, die den Leser zwar oft zum Schmunzeln bringt, auf der anderen Seite aber auch einen gut gezeichneten Spannungsbogen mit sich bringt und dem Roman nicht direkt den Stempel “Comedy” oder gar “Plagiat” aufdrückt. Das sorgt natürlich dafür, dass der Leser vom Start weg in die Geschichte gezogen wird und mit Protagonist Hildegunst von Mythenmetz eine tempo- und wendungsreiche, sehr unterhaltsame Reise durch die Katakomben von Buchhaim erlebt.

    Besonders die Figuren sind es dabei, die “Die Stadt der Träumenden Bücher” von einem Großteil der auf dem Markt anzutreffenden Mitbewerber abheben. Wer Elfen, Zwerge und Orks erwartet, wird zwangsläufig enttäuscht werden. Wer aber dafür mit anderen, nicht regelmäßig anzutreffenden Vertretern des Fantasyromans Freundschaft schließen möchte, wird hier einen Roman ganz nach seinem Geschmack erleben. Im Zentrum der Geschichte steht Dichter Hildegunst von Mythenmetz, seines Zeichens stolzer (ehemaliger) Bewohner der Lindwurmfeste. Also ein drachenähnlicher Kerl, der Gedichte schreibt. Wie alle Vertreter seiner Rasse. Jui, kannte ich noch nicht. Walter Moers verzichtet nicht darauf, seinen Figuren, seien es nun unser Held wider Willen oder der ach so fiese Schattenkönig, im Lauf der Handlung immer mehr Tiefe und Profil zu verleihen, was der Glaubwürdigkeit der Charaktere sehr zu gute kommt. Man schließt sie schnell ins Herz und am Ende des Buches ist es schon fast so etwas wie ein Abschied von einem alten Freund. Toll gemacht.

    Zum Schreibstil habe ich mich eingangs ja schon etwas ausgelassen, weswegen ich an dieser Stelle nur noch einmal betonen möchte, dass “Die Stadt der Träumenden Bücher” Fantasy auf hohem Niveau ist. Moers schreibt sehr zugänglich, ohne dabei aufdringlich in einen veralteten Genreslang zu verfallen. Dennoch ist die Tonart gut getroffen und passt gut ins Gesamtbild. Und da es ja immer so schön heißt, dass das Auge mitessen würde, sollen auch die schicken Illustrationen der mir vorliegenden Taschenbuchausgabe nicht verschwiegen werden, die der Phantasie des Lesers noch mal einen kleinen, zusätzlichen Schub geben und das Buch im Ganzen natürlich direkt noch etwas aufwerten.

    Fazit:

    “Die Stadt der Träumenden Bücher” war für mich ein sehr überraschendes Buch. Nachdem ich zu Beginn noch einen Pratchett in etwas anderem Gewand erwartet habe, zeigte sich schnell, dass Autor Walter Moers nicht abgekupfert hat, sondern sich im Gegenteil um ein sehr hohes Maß an Eigenständigkeit bemüht. Erfolgreich. Das in Kombination mit den tollen und außergewöhnlichen Figuren sowie einem beachtlichen Spannungsbogen machen den Roman zu einer Empfehlung für jeden Freund der eher untypischen Fantasy – und natürlich auch für jeden, der das Genre gerne in allen seinen Spielarten kennenlernen möchte. Für mich eines meiner persönlichen Highlights des Jahres.

  1. Eines der Perlen der modernen

    Eines der Perlen der modernen Literatur! Die Stadt der träumenden Bücher von Walter Moers hat mich erst dazu inspiriert selbst ein Buch zu schreiben. Jeder der Figuren dieses wunderbaren Epos hat irgendetwas mit der Schriftstellerei zu tun. Er beschreibt schön verpackt die Probleme des modernen Verlagswesens. Ich betrachte dieses Buch als sein Hauptwerk, da derart viel ausgeklügelte, phantastische Handlungsstränge eine gewaltige Gedankenleistung bedeuten. Das schreibt man nicht mal schnell so!
    Selbst die Dichtkunst der "kleinen" Autoren im Buch selbst ist es Wert auswendig gelernt zu werden. Wenn ich es Recht bedenke werde ich mir zeitnah den Nachfolgeband kaufen und mir zu Gemüte führen, nicht ohne "Die Stadt der träumenden Bücher" selbst noch einmal gelesen zu haben.
    Jeder der etwas für Bücher, Literatur, die Schriftstellerei, Phnatastisches, Überwältigendes... übrig hat, sollte es wenigstens einmal anlesen. Nur die Lesprobe. Wenn ihr dann davon loskommt schreibt mir bitte. Ich würde euch nicht glauben!

  1. 3
    04. Mär 2016 

    Am Ende doch enttäuschend

    Was habe ich mich darauf gefreut mein erstes Walter Moers Buch zu lesen. Viel Gutes hatte ich über ihn gehört, wollte endlich voller Erwartung in seine phantastischen Welten abtauchen. Das Buch hat Gewicht und besticht durch seine Andersartigkeit, also nichts wie los.

    Die Reise startet verhalten. Man lernt die Hauptcharaktere kennen, die wichtigen Schauplätze und bekommt den Sinn der Reise vermittelt. Als Autor bin ich direkt bei der Sprache hängengeblieben: Wow, welche Kunst so mit bekannten Worten umzugehen. Das hat mich zutiefst beeindruckt! Ich wollte mehr, las und las und…verlor die Lust. Mmh…was dieses Buch an Sprachgewalt hat, das fehlt ihm leider an der Spannung. Die ersten hundert Seiten haben mich der Drang zu wissen was denn passieren soll, die tollen Zeichnungen und seine Kreativität vorangetrieben. Was ich allerdings relativ schnell gemerkt habe, ist der fehlende Antrieb weiterzulesen.

    Auch wenn ich noch nie mit so viel Phantasie überrascht und so viel Sprachgewalt verführt wurde, so kann die hübsche Aufmachung nicht über einen eklatanten Mangel hinwegtäuschen: eine fehlende Spannungskurve. Gerade wenn die Geschichte eine interessante Wendung erhält, wird sich an Details aufgehalten, die dann irgendwann einfach nicht mehr interessieren, weil man den Sachverhalt bereits nach einer viertel Seite verstanden hat. Wenn nach 11 Seiten gerade einmal 3 Sachverhalte beschrieben wurden, dann hat man entweder ein Talent jemanden einzulullen, kann sich nicht kurz fassen oder hat einen schlechten Verlag, der es nicht versteht den Rotstift sinnvoll anzusetzen. Denn das hätte man tun sollen. Sicherlich die Hälfte wäre streichbar, das Buch würde nichts an Kraft verlieren (eher noch gewinnen), auch wenn es dann arg zum bilderbuch mutiert.

    „Die Stadt der Träumenden Bücher“…ich habe zumindest sehr gut geschlafen. Es mag sein, dass dieses Buch die größte, schönste Liebeserklärung an die Literatur und das Lesen ist. Man kann sie aber auch kürzer fassen, sonst rennt einem die geliebte nämlich weg. So wie ich. Es ist erst das zweite Mal, dass ich ein Buch nicht zuende gelesen habe. Nach 180 Seiten spannungsloser Kreativität ist es wieder ins Regal gewandert und wird dort sicherlich auch nicht dauerhaft verweilen. Am Ende bin ich ein wenig enttäuscht und doch fasziniert, weshalb es mir schwer fällt 2 oder 3 Sterne zu geben. Da ich nicht mit all zu viel Geduld gesegnet bin, werden es drei. Hätte ggf. klappen können.